Erneut sitze ich in diesem Zimmer. In diesem Zimmer, das seit Jahren, seit Jahrzehnten, gefühlten hundert Jahren das meine ist. Um mich nichts als Wände, vier Wände. Vier Wände und ein Fenster. Doch seit Tagen ist das Fenster fest verschlossen. Die Rolladen sind heruntergelassen. Kein Luftzug kämpft sich hindurch, kein Windhauch, der sanft meinen Arm streicheln könnte. Keine Vogelgesänge, die sich wohltuend an meine Ohren schmiegen könnten. Kein Sonnenstrahl, der mich warm-wohlig umfangen und sanft in den Schlaf wiegen könnte. Nein. Nur ich. Ich, das Fenster und meine vier Wände. Früher einmal, da war das Zimmer größer. Die Wände weiter entfernt, das Fenster weit geöffnet. Inzwischen wird es immer kleiner. Kleiner und kleiner und ich sitze in der Mitte. Was wohl passiert, wenn ich irgendwann die Wände berühre? Ob ich sie wohl aufhalten kann. Eine interessante Frage, denke ich. Also stehe ich auf. Ich stehe auf und gehe zur Wand gegenüber des Fensters. Ich tippe sie vorsichtig an. Nichts passiert. Was soll auch schon passieren, es ist ja nur eine Wand. Als ich mich umdrehe ist das Zimmer noch weiter geschrumpft. Wirklich bedrückend, denke ich. Bedrückend wirklich, denke ich weiter und lehne mich mit meinem Rücken an die Wand. Ich versuche sie wegzuschieben. Wieder bewegt sie sich nicht. Kein Stück. Doch die Wände sind noch näher gekommen, so scheint es mir. Erschöpft lasse ich meinen Kopf sinken. Dann setze ich mich eben wieder, denke ich. Aber erstmal will ich wissen, ob de Decke eigentlich auch niedriger ist als damals. Interessant, denke ich, dass du daran bisher nicht gedacht hast. Ich hebe also meinen Kopf und blicke an die Decke. "Faszinierend", sage ich, während ich die Tür bewundere die dort mitten in der Decke verbaut ist. "Wie die wohl dahin kommt", sage ich, während ich an der Wand hochlaufe zur Tür.
Später sagte man mir, dass die Tür keineswegs in der Decke war. Das Fester jedoch schon, der Raum sei falsch gebaut worden.
"Faszinierend", sage ich zu der Schlange, die gerade am Apfelbaum empor schlängelt. Zufrieden beiße ich in einen Apfel, lausche den Vögeln in der Sonne und spüre wie eine leichte Brise durch mein Haar fährt.
zuerst fühlte ich mich an eine Geschichte von E.A. Poe erinnert, bis ich bemerkte, dass Du eine "andere" Enge meintest. Du hast es schön beschrieben, so dass man automatisch daran denkt, dass es einem selbst auch schon mal so gegangen ist, Du hast es nur geschichtsreif erzählt. Großes Kompliment!
Constantin
Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie andere mich gern hätten. (Laotse)
Denn tatsächlich hatte ich Anfangs eine "E.A.Poe-Intention", die ich aber schnell verwarf, um dann stattdessen zu versuchen diesen Übergang niederzuschreiben. Manchmal glücken die Dinge ja wirklich!
Und natürlich freut es mich, dass du dich einfühlen konntest. Ich glaube, ich habe es schon sehr oft erwähnt, aber warum nicht nochmal (): Ich versuche oft meine Werke so zu gestalten, dass der Leser sich in verschiedenen Situationen damit identifizieren kann oder zumindest seine "eigene Welt" dazu entstehen lässt. Daher ist mir solches Feedback ungemein wichtig. Danke dir.