Erinnerst du dich? – es war dieser eine Abend… Der Plattenspieler lief, säuselte sanft seine Stücke, die Kerzen, die wir aufstellten, erhellten kaum eine Lücke. Unsere Augen hatten sich festgebissen, vor Verlangen klagend.
Der Wein stand auf dem Tisch, wir ließen das Gläschen schon nicht allein! Und dann bist du aufgestanden, hast angefangen zu tanzen, hast glucksend gerufen: „Tanzen, einfach nur tanzen – Das Glück findet sich im Tanz, drum die Götter ihn schufen!“ Ich dacht‘, die Götter waren’s, die dich geschaffen – und du bist, dass dank‘ ich ihnen, ganz mein.
Du nahmst die Flasche, hast aus ihr getrunken, eine Zigarette nach der anderen landete im Becher, es stank nach Rauch. Und von deinem Parfüm kam ein feiner Hauch, und ich bin in diesem Duft nur so versunken.
Sag‘ – erinnerst du dich? Ein feiner Abend war’s, ganz ohne Kummer, Leid und dem elenden Stress. In der Nacht war’s, das Hotel einfach, von unten – von der Straße – kam laut gängelnder Exzess. Und du batst mich zu tanzen, mit dir! – und nicht vergeblich…
An jenem Abend begingst du einen Mord, dies Bild – es lahmt meine Sinne, ich bin praktisch tot! – die junge Göttin auf dem Balkon, die Stadt eifert, ein jeder jubelt, doch du gehörst nur mir in unsrer Pension. Erinnerst du dich? – der Wein steht noch immer dort…
bis zu der Stelle mit dem "Mord" ein romantisches Erzähl-Gedicht. Dann muss ich fantasieren, wer "ermordet" wurde - und warum? Kannst Du da ganz gewaltlos etwas nachhelfen?
Constantin
Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie andere mich gern hätten. (Laotse)
Ich danke dir für's lesen - zu bemerken wäre, dass Mord in diesem Gedicht nicht als klassische Straftat zu verstehen ist. Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen, bis zu einem gewissen Grade allerdings ist der erwachsene Mann oder die erwachsene Frau auf sich alleine gestellt, ist gezwungen, alleine also individuell in dieser Welt zu leben und zu überleben - mit der Liebe hört sich allerdings die Individualität auf, d.h. das eigene Ich wird "ermordet" und durch ein "Wir beide" ersetzt. Mit Gewalt hat das Ganze dann wiederum weniger zu tun.
Liebe Grüße, Larks
*: Kann es sein, dass wir beide den gleichen Vornamen tragen?
dass es sich beim "Mord" um eine Metapher handelte, habe ich mir schon gedacht, ich wusste nur nicht, wofür. Nun hast Du es mir erklärt. Ja, das eigene Ich geht meist flöten, zumindest im Laufe der Zeit. Die Kunst ist, dass jeder sein ich behält im Wir. Aber in der von Dir bedichteten Situation geht eh alles flöten, nur ich hätte noch anschließend den Wein ausgetrunken..
Möglicherweise haben wir den gleichen Vornamen, aber ich würde nicht darauf wetten. Du heißt nicht Larkin und ich nicht Constantin..
Constantin
Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie andere mich gern hätten. (Laotse)
schönes Gedicht, gern gelesen (ich freu mich immer auf deine Gedichte, die gibt es selten genug!). Schöne Sprache, wahnsinnig eloquent. Und ein schönes Thema noch dazu. Großes Lob.
ich kann ja mal sehen, ob ich für uns beide noch eine Flasche auftreibe - sollte nicht allzu schwer zu finden sein.
Ich - um Verwirrung zu stiften - heiße tatsächlich Konstantin. Deshalb hatte ich nachgefragt.
Liebe Grüße, Larks
Liebe Jana,
es heißt ja: "Gut Ding will Weile!" Unabhängig davon, ob ich nun gute Dinge erschaffe oder nicht, "Eile mit Weile" heißt's bei mir dann doch immer. Vielen Dank für deine lieben Worte!
Konstantin hätte ich auch gerne geheißen, aber der Mann, von dem meine Mutter sagte, er wäre mein Vater, bestand auf "Wolfgang". So kann man doch nicht rumlaufen. Daher heiße ich nun Constantin. Fertig. Danke für Dein Outing. Und das mit der Flasche Wein habe ich mir gemerkt.
Liebe Grüße
Constantin
Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie andere mich gern hätten. (Laotse)