Es war ein sonniger, warmer Montagmorgen, als ich um halb sechs in der Früh die Tür zur Rettungswache aufschloss.
Ich heiße Karsten Bons, bin 24 Jahre jung und ehrenamtlicher Rettungssanitäter in der Lehrrettungswache des Malteser Hilfsdienstes in Sandkrug.
Heute bildete ich zusammen mit unserem Rettungsassistenten Thorsten und unserer Praktikantin Alexandra das Rettungsteam auf unseren Rettungswagen „Johannes Hunte 50/ 41“.

Als ich die Wache betrat, war noch alles ruhig und still; die Nachtschicht war noch in Ihren Schlafräumen am schlafen. Leise ging ich in die Küche und setzte erst einmal den Kaffee auf.

Danach sagte ich unserem Zentralisten Michael „Hallo“ und wir unterhielten uns über die Einsätze der vergangenen Nacht… die Nachtschicht hatte sechs schwere Einsätze gefahren; unter anderen einen Menschen wieder ins Leben zurück geholt und zwei neue „Erdlingen“ geholfen, das Licht der Welt zu erblicken.

Mittlerweile waren Thorsten und Alexandra auch eingetroffen; wir zogen uns um, ließen uns von Michael unsere Meldeempfänger geben und machten die Fahrzeugübernahme. Thorsten und Alexandra checkten den Patientenraum, ich übernahm den Check des Fahrzeuges.

Während Thorsten Alexandra alles zeigte, wo man was findet, wechselte ich die Tachoscheibe, überprüfte den Tankinhalt, den Öl – und Wasserstand und überprüfte alle Lichter.
Nach meinen Check half ich den beiden im Patientenraum; Thorsten und ich erklärten Alexandra den Umgang mit dem Defribilator, erklärten ihr das Pulsoximeter und wiesen sie mit dem Umgang der Trage ein.
Alexandra war in der Ausbildung zur Rettungsassistentin und hatte heute ihren ersten Praktikumstag auf unseren Rettungswagen.

Nach unserem erfolgreichen Check betraten wir unseren Aufenthaltsraum… Michelle, unsere Krankenschwester aus der häuslichen Krankenpflege hatte liebevoll für uns den Frühstückstisch gedeckt und frische Brötchen geholt… ein Teil der Nachtschicht hatte sich auch schon am Tisch versammelt. Wir redeten über die Einsätze der vergangenen Nacht, diskutierten über verschiedene Vorgehensweisen während eines Einsatzes und unterhielten uns über Gott und die Welt; keiner von uns dachte drüber nach, dass wir Bereitschaftsdienst in einer Rettungswache hatten; es war eher die Atmosphäre wie bei einem Frühstück bei einem Familientreffen.

Gerade war ich dabei, mein Frühstücksei aufzuschlagen, als im Raum ein lautes Piepen zu vernehmen war: „Einsatz für RTW MHD, Einsatz für RTW MHD, Einsatzort Grundschule Sandkrug!“ ertönte aus unseren Meldeempfängern; Thorsten, Alexandra und ich sprangen auf, rannten zur Tür hinaus zum Rettungswagen. Alexandra nahm auf den Sitz im Patientenraum platz, Thorsten zog den Stecker der externen Stromversorgung aus dem Wagen und sprang auf dem Beifahrersitz und ich setzte mich hinter das Lenkrad und startete den Wagen und schaltete das Blaulicht ein. Thorsten nahm den Funkhörer und funkte unsere Leitstelle an: „Leitstelle von Johannes Hunte 50/ 41“ über den Funk meldete sich die Leitstelle: „Leitstelle“ Thorsten: „Johannes Hunte 50/ 41 meldet Ausfahrt!“ Leitstelle: „ Fahren Sie mit Sonderrechten zur Grundschule Sandkrug, dort ist ein Kind vom Klettergerüst gefallen und klagt über starke Rückenschmerzen! Weiteres ist nicht bekannt!“ Thorsten: „ Johannes Hunte 50/ 41 hat verstanden und rollt!“

Langsam rollte ich zur Straße und Thorsten schaltete das Martinshorn ein… TaaTüüü, Taataaa halte es markdurchdringend auf die Straße… die Autos hielten an, um mich aus unserer Ausfahrt raus fahren zu lassen…
Bis zur Grundschule waren es fünf Minuten! Fünf Minuten, die einem wie eine Stunde vorkamen… Was hatte dieses Kind? Nur eine Lappalie? Oder doch eine ernsthafte Verletzung? War dieses Kind vielleicht schon vor Schmerzen ohnmächtig geworden? Oder lachte es vielleicht schon wieder??? Die Gedanken rasten durch unsere Köpfe und wir malten uns jede erdenkliche Situation aus… Können wir nun beweisen, dass wir doch mehr draufhaben als andere denken? Beweisen, dass wir mehr sind als nur Pflasterkleber?

Die nächste Straße links, dann sind es noch ungefähr 250 Meter zur Grundschule; oh nein, warum fährt die Dame vor uns nicht zur Seite? Mit einem gekonnten Überholmanöver fuhr ich mit lautem TaaTüüü, TaaTaaa an der Dame vorbei; ich hörte Thorsten zu Alexandra sagen: „Wir brauchen gleich den Notfallkoffer, Defi, Beatmungsgerät und die Vakuummatraze mit Schaufeltrage“ Wir näherten uns der Grundschule und Thorsten nahm den Funkhörer in die Hand: „Leitstelle von Johannes
Hunte 50/ 41“ die Leitstelle meldete sich „Leitstelle“ Thorsten: „ Johannes Hunte 50/ 41 eingetroffen!“ ich schaltete das Martinshorn aus und fuhr auf das Grundstück der Grundschule, direkt auf dem Spielplatz zu; es war keiner zu sehen und Thorsten meinte, dass sie das Kind vielleicht schon in die Schule zum Sanitätsraum gebracht hätten.

Wir stiegen aus, nahmen den Notfallkoffer, den Defi, das Beatmungsgerät und das Pulsoximeter mit und betraten die Grundschule… da kam uns ein Mann entgegen, fuchtelte aufgeregt mit den Armen umher und rief zu uns rüber: „Mensch, wo bleiben sie denn? Das dauert ja Ewigkeiten, bis Sie mal hier sind… eine Lehrkraft hat das Kind gerade zum Arzt gefahren!“

Es wurde auf einmal dunkel um uns herum, ich sah alles sehr verschwommen und merkte, wie jemand mich rüttelte und hörte Melanies Stimme sagen: „Karsten, Karsten ey, wach auf, es ist schon halb Neun, deine Nachtschicht ist vorbei, der Kaffee wird kalt! Du mußt aufstehen, die Reinigungskraft will hier rein!

Ich danke Dir für Deinen Kommentar...

Lieber Karsten ,

I know, what you are talking about ..

Liebe Grüße und der Stil gefiel mir ..

Bronte

Hallo Bronté,

vielen lieben Dank für Deinen Kommentar!
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Karsten